Eine Kultur des Vertrauens und gegenseitiger Unterstützung ist die neueste Führungsstrategie in der US-Navy. Erstmals und mit guter Begründung ersetzt Vertrauen auf einem Kriegsschiff die traditionelle Abfolge von Befehl und Gehorsam.

Das klingt unglaublich. Lesen Sie hier welche grundsätzlichen Überlegungen zu diesem Schritt geführt haben.

USS Michael Monsoor

 

 

Wie oft hört man als Berater nicht vom angeblich „militärischen Führungsstil“ in Unternehmen. Man habe die Leute im Griff und alles funktioniere reibungslos, heißt es dann.

Spricht man mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen solcher Unternehmen, findet man breitflächig Demotivation, Misstrauen und latente Verteidigungsbereitschaft gegenüber der eigenen Führung – plus der dazugehörigen Folgekosten durch Mangel an Engagement.

„Militärisch“ ist dieser Führungsstil nicht. Ganz im Gegenteil! Modernes Militär würde mit einem solchen Führungsstil niemals funktionieren.

Dir USS Michael Monsoor ist ein brandaktuelles Beispiel dafür, was Militärs heute wirklich wichtig ist.

Das Schiff ist (gemeinsam mit Schwesterschiff USS Zumwalt) der ganze Stolz der Navy. Vom Kiel bis zum Mast ist es vollgestopft mit neuester Technik. Tarnkappentechnologie macht es zudem fast unsichtbar.
Das Schiff ähnelt mehr dem Raumschiff Enterprise, denn einem herkömmlichen Wasserfahrzeug.
Es wird 2017 seinen Dienst aufnehmen.

 

Vertrauenskultur auf einem Kriegsschiff?

 

Geradezu sensationell ist die innovative Führungsstrategie die gerade entwickelt wird. Erstmals in der Geschichte der Navy richtet man eine vertrauensbasierte Organisationskultur ein (Deliberate Developmental Organisation). Man initiiert eine Organisationskultur, deren Ziel die persönliche Entwicklung aller Crew-Mitglieder ist. Nicht Befehl und Gehorsam, sondern gegenseitige Unterstützung steht im Zentrum der Überlegungen.

 

Die Abkehr von Befehl und Gehorsam

 

Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und Teamloyalität lassen sich nicht befehlen und anordnen, meint Captain Scott Smith. Das müsse von innen heraus kommen. Die Führungsaufgabe besteht im Schaffen eines Klimas, einer Organisationskultur, in der das selbstverständlich ist.

 

Begeisterung wächst nur auf dem Boden einer geeigneten Kultur

 

Die Navy richtet also auf einem Kriegsschiff eine Kultur ein, die sich an grundlegenden menschlichen Bedürfnissen orientiert, wie Zugehörigkeit, Würde und Bestätigung. Diese Bemühungen sind beispielgebend für alle, die in Unternehmen etwas ändern wollen, die nach einer anderen Kultur suchen, einem Humus, auf dem Loyalität, Engagement und Begeisterung überhaupt erst wachsen können.

 

Drei gute Gründe, warum, die Navy das tut

 

Man kann davon ausgehen, dass eine Organisation vom Format der US Navy ganz genau weiß, warum sie sich auf ein solches Wagnis einlässt.
Drei Gründe werden angegeben:

  1. Die Erfahrung zeigt, dass kleine Teams, sogenannte„pockets“, extrem erfolgreich sind. Ihr Geheimnis ist, dass sie zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Einmal gebildet, bleiben sie zusammen. So kann gegenseitiges Vertrauen über die Zeit wachsen und stabil bleiben.
    Wie könnte man den Rahmen für diesen Erfolg allgemein machen?

  2. Die zweite Überlegung ist, dass man die besten Leute nur dann bekommt, wenn gegenseitiges Vertrauen der wichtigste Kulturbestandteil geworden ist. Vertrauen und gegenseitige Unterstützung bilden den Königsweg, um besser zu werden. Erst wenn das erfüllt ist, können Motivation, Loyalität und allgemeines Vertrauen wachsen.
    Zusätzliche Annahme: wenn viele unter maximalem gegenseitigen Vertrauen aufeinander achten, ergeben sich optimale Resultate wie von allein.

  3. Im Gegensatz zu früheren Szenarien ist in künftigen Auseinandersetzungen davon auszugehen, dass die Kommandostruktur gestört oder zerstört wird. Sei es durch physische Zerstörung, durch Angriffe auf die elektronischen Datennetze oder andere Beeinträchtigungen.
    Wie, so stellte sich die Frage, könnte unter solchen Bedingungen die allgemeine Handlungsfähigkeit erhalten bleiben?



Unerläßlich: Selbständig denkende Menschen!

 

Die Antwort auf diese Fragen ist: man benötigt selbständig denkende Menschen und Einheiten!

Diese Bedingung kann nur auf der Basis einer Organisationskultur erfüllt werden, die von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung getragen ist. Die Entwicklung und Pflege einer solchen Kultur ist das strategische Führungsziel auf der Michael Monsoor.
Die Besatzung hat den strategischen Auftrag, sich selbst zu einem Vorbild zu entwickeln, das auf andere Einheiten ausstrahlt.

In modifizierter Form gelten diese drei Fragen für jede moderne Organisation. Ein genauerer Blick auf diese Überlegungen lohnt sich daher allemal!