Die Geschichte eines Missverständnisses.
Der Methodenkanon neuzeitlicher Wissenschaft geht von der Analysierbarkeit der Welt aus. Damit limitiert sich Wissenschaft auf die Analyse des Bestehenden. Das Resultat: sie ist stark in der Analyse und schwach in der bewussten Gestaltung der Zukunft.
Das war nicht immer so. In der ersten Halbzeit des akademischen Universitätswesens galt die Schulung der analytischen Fähigkeiten nur als erster Teil der Ausbildung. Erst die Fähigkeit zur bewussten und verantwortungsvollen Gestaltung ihrer Mitwelt brachte die Meisterschaft. Ein Blick in die Geistesgeschichte des letzten halben Jahrtausends beleuchtet diese ursprüngliche Absicht, ihre Entwicklung und den Prozess des Verlustes der ursprünglichen akademischen Aufgaben.
Michael Vogler, "Zeitschrift für Hochschuldidaktik" 3/1998; 22. Jahrgang; Innsbruck