Zu Unrecht werden sie diffamiert als „Generation Blindgänger“ oder auch als „Generation Kopf-unten“, weil ihr Kopf sich über das I-Phone beugt. Es wird dabei übersehen, dass sie nur versuchen, mit jener Welt umzugehen, die ihnen hinterlassen wurde.

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Der Human Resources Manager des weltgrößten Unternehmens seiner Branche erzählt mir die Geschichte eines jungen Talentes aus seiner Umgebung. Gute junge Leute werden von diesem Unternehmen seit Jahrzehnten in ihrer Karriere sehr gefördert. Man schickt sie ein paar Jahre in alle Welt. Singapur, Buenos Aires, Sidney, New York und London winken. Sie sollen internationale Erfahrung machen. Danach sind sie als Top-Führungskräfte vorgesehen.

 

Karriere abgelehnt – Anderes ist wichtiger

 

Als der HR-Manager den jungen Mitarbeiter zu sich rief, um ihm den Karriereweg zu öffnen, lehnte dieser höflich dankend ab. Dem erfahrenen HR-Mann blieb der Mund offen stehen! So etwas hatte er noch nie erlebt.

Das Alter des jungen Talentes: 28 Jahre.

Für dieses Angebot hätte noch vor wenigen Jahren jeder ehrgeizige Berufseinsteiger seine eigene Großmutter verkauft! 

Er aber meinte, hier hätte er seine Freunde und es gehe ihm gut. Auch mit dem Team käme er gut klar. Nein, er wolle nicht weggehen und lieber eine Familie gründen.

"In jüngster Zeit haben sich die wirklich Besten nicht mehr für Beratung, Banking oder große Konzerne entschieden“, berichtet unlängst auch die Süddeutsche Zeitung . Das wird zunehmend für Unternehmen zum Problem!

Immer häufiger sehen sich Unternehmen mit Aussagen und Werthaltungen der sogenannten „Millenials“ konfrontiert, auf die sie in keiner Weise vorbereitet sind. Zu sehr war man lange Jahrzehnte darauf fixiert, dass es Menschen nur um Karriere, Geld und Status gehe. Genau das verweigern immer mehr Junge.

 

Wir wollen das unseren Kindern nicht antun

 

In einem Hotel treffe ich ein junges Ehepaar. Beide sind Anwälte und knapp dreißig Jahre alt. Sie wünschen sich Kinder und ihre Augen leuchten, als sie darüber sprechen. Sie wird dann ein paar Jahre aufhören zu arbeiten und er wird die Arbeit reduzieren, um ebenfalls für die Kinder da sein zu können.
Dass das der Karriere schaden könnte, ist beiden egal.

Wir kommen auf das Thema der „Millenials“ zu sprechen. Ich frage sie nach ihrer Meinung, warum die Jungen so anders seien, wie wir damals. Die Antwort ist präzise:

Wir haben durchlitten was es heißt, Eltern zu haben, die nicht für uns da sind. Väter, die nur an ihre Arbeit denken und gestresste und genervte Mütter. Unserer ganzen Generation geht es so. Wir waren allein und hatten keine Unterstützung durch unsere Eltern. Jedenfalls nicht dort, wo wir sie gebraucht hätten. Jeder von uns hat Eltern oder nahe Verwandte, die durch diese Auffassung von Arbeit krank geworden sind, Burnout bekamen oder Krebs. Das wollen wir unseren Kindern nicht antun! Deshalb sind wir so anders!

Auf diese massive Änderung der grundlegenden Lebenshaltung zu reagieren, ist bereits jetzt eine der wichtigsten Aufgaben für Organisationen und ihre Führungskräfte. Denn die Verweigerung von Karriere als Lebensinhalt ist kein isoliertes Phänomen einiger Weniger. Es handelt sich vielmehr um eine großflächige gesellschaftliche Erscheinung, die vor allem bei den Besten anzutreffen ist.

Wie kann darauf geantwortet werden?

Einen wichtigen Hinweis hat Viktor Frankl (1905 – 1997) gegeben, indem er eine eine Änderung des Denkens vorschlug:

 

"Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten!"

 

Die Kunst besteht darin, einen Weg zu entwickeln, der sowohl genügend Attraktivität für junge - aber auch ältere Mitarbeiter entfaltet und gleichzeitig zum Unternehmen passt. Vom Gelingen dieser Aufgabe wird die Zukunft vieler Organisationen abhängen.