Gutes Kulturdesign arbeitet auf Zug – nicht mit Druck. Wie ein guter Wiener Walzer reißt es einen mit, weil man nicht mehr ruhig sitzen kann. In diesem Zug liegt das Geheimnis des Erfolges von beiden.

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Neujahr 2016. Im Fernsehen läuft der „Auftakt zum Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker“. Eduard Strauss IV., Musikhistoriker, Richter und Sohn des letzten Musikers aus der Wiener Musiker- und Kapellmeister-Dynastie, über das Wesen des Wiener Walzers:

„Das Besondere an dieser Musik ist, dass sie Tanzmusik ist.“ Der Wiener Walzer muss den Tänzer ziehen, so Eduard Strauss weiter. „Wenn er mit Rums-da-da schiebt, dann ist er falsch.“

 

Gute Walzer sind auf Zug komponiert.

 

Wenn man das Gefühl bekommt, nicht länger auf dem Stuhl sitzen bleiben zu können, wenn die Musik locker, leicht, - Strauss verwendet das Wirt: „schaumig“ – wirkt, wenn das Gefühl überhand nimmt, jetzt-muss-ich-tanzen, wenn es einfach in die Füße fährt, dann ist es richtig!

Die Qualität des Designs einer Kultur erkennt man ebenfalls an dieser Leichtigkeit. Es zieht einen mit.

Stillsitzen geht nicht.

 

Die Entwicklung einer Kultur muss gebaut sein wie ein Tanz

 

Locker und leicht muss sie daherkommen, „schaumig“, wie Strauss meint. Es darf keine besondere Mühe machen und muss alle Beteiligten im Innersten berühren und mitreißen.

Nur findet die Entwicklung einer Unternehmenskultur nicht im Ballsaal statt, sondern im Arbeitsalltag.

Soll eine kraftvolle Kultur nicht nur entstehen, sondern sich auf selbst tragen und lang andauernde Wirkung entfalten, so muss auch sie auf Zug designed sein.

 

Die Kunst guten Kulturdesigns liegt in der Entfaltung dieses Zuges.

 

Bewegung muss entstehen, weil die Beine nicht mehr stillhalten wollen, weil man mitmachen, sich beteiligen will. Weil man dabeisein und Teil davon sein will.

Das zu erreichen ist die Kunst von Kulturdesign.

Legt man das Prinzip des Walzers an Unternehmen an, so wird erkennbar, dass da viel geschoben und gedrängt, ja auch gezwungen wird.
Das Ergebnis sind Widerstände. Destruktive Nebeneffekte bleiben nicht aus.

 

Dabei ginge es doch viel einfacher, würde man die Kultur eines Unternehmens als Partnerin behandeln. Dazu müsste man nur ihr Vertrauen gewinnen. Denn ohne Vertrauen entsteht niemals dieses besondere Schweben, in dem alles wie von selbst geschieht. Dieses scheinbar mühelose Schweben ist so ganz anders, als jener Eindruck, der unweigerlich entsteht, wenn man seine Partnerin mit Gewalt über das Parkett zwingt.

 

In dem Film „Dance! Jeder Traum beginnt mit dem ersten Schritt“ (2006) gibt Antonio Banderas als Tanzlehrer einem Schüler den Rat: „Verwende all deine Kraft. Aber nicht um sie (die Partnerin) zu dominieren, sondern um sie mitzunehmen auf eine Reise!“

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